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Mittwoch, 4. August
Reynella ist in Australien bekannt für ...

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Ein Glück, dass wir uns für heute nichts Besonderes vorgenommen haben, denn es regnet den ganzen Morgen
in Strömen. Des einen Freud, des anderen Leid ... Sascha jedenfalls freut sich wie ein Schneekönig über das
kostbare Nass vom Himmel. Uns drosselt der Regen dagegen die Neugier bzw. die Pläne, frühzeitig die Gegend
um Reynella zu erkunden. Also verbringen wir den Vormittag ganz im Schutz des Hauses, Olga mit viel Zeit zum
frühstücken bzw. Tee trinken und schwatzen mit Marina, während Carsten sich über die Möglichkeit freut durch
das Web zu surfen, sich bei diversen Onlinezeitungen über das Leben in Deutschland zu erkundigen und natür-
lich wie fast jedes Mal ihre unterwegs gekritzelten Notizen zu entziffern.

Dann trennen sich wieder unsere Wege, denn während Marina Tim von der Schule abholen fährt, starten Olga
und Carsten trotz des Regens mit unserer Reynella-Tour. Wir entscheiden uns zuerst für einen Gang durch ein
Foodland, um uns mal das Angebot dieses Supermarktes genauer anzusehen und nebenbei auf Wunsch von
Marina noch ein paar Kleinigkeiten für das heutige Abendessen mitzubringen. Danach fahren wir ein wenig in der
Gegend herum und erblicken völlig unerwartet von einem Hügel aus unseren allerersten Doppelregenbogen, der
sich zudem noch am Horizont fast über die gesamten 180 Grad erstreckt. Traumhaft! Olga schießt sofort der
Gedanke in den Kopf, dass er sogar genau so aussieht wie ihn kleine Kinder immer malen und wo man angeb-
lich an deren Enden einen Topf voll Gold finden kann. Uns empfängt allerdings nach der Weiterfahrt kein gelbes

Edelmetall, sondern die Burgerschmiede
mit den beiden Bögen in gleicher Farbe.
Also halten wir mal kurz für einen kleinen
Snack an und testen ein weiteres Produkt,
welches in einem deutschen McDonalds
nicht angeboten wird: den Mighty Angus.
Lecker!!!

Mit einem glücklichen und satten Mann an der Seite kann Olga einen weiteren Punkt ihrer Wunschzielliste ein-
fordern und jetzt, da der Regen zudem aufgehört hat, wird es endlich mal Zeit, dass wir das Chateau Reynella
besichtigen. Immerhin verdankt die Gegend hier ihren Namen dieser Sehenswürdigkeit. Trotz Navi müssen wir
feststellen, dass es nicht ganz so einfach ist, dorthin zu kommen, aber nach einigen Umwegen erreichen wir den
Parkplatz des Hofes. Dort ausgestiegen, warnt uns als erstes ein gelb-schwarzes Hinweisschild in US-ähnlicher
Manier, dass das Parken auf eigenes Risiko geschieht, da die hier vorkommenden Kiefern ab und an mal Zwei-
ge, Zapfen und Harz abwerfen und somit das Auto beschädigen könnten. Natürlich übernimmt das Unternehmen
"no responsibility for such damage". Wer hätte das gedacht?!
 


 

 

Wir laufen durch die Anlage, müssen dabei aber feststellen, dass diese trotz der alten Ge-
bäude
nicht so richtig als Museum genutzt wird, sondern eher den reinen Charakter der
Produktion und des Verkaufes hat. Ergo dürfen wir natürlich auch nirgendwo hineingehen.
Glücklicherweise begegnen wir weder anderen Besuchern, noch Mitarbeitern und können
uns deshalb wenigstens ein bisschen umsehen und Fotos machen, allerdings immer mit
dem unguten Gefühl, dass wir entdeckt und des Platzes verwiesen werden. Die großen
Gartenanlagen sind in einem Topzustand und beherbergen neben den Backsteinbauten so
manches Kleinod, wie z.B. einen alten Kupferkessel inklusive Destillerieaufsatz und diverse
Bodenbearbeitungsmaschinen. Wir finden sogar den No. 1 Cellar, auch Old Cave genannt,
den berühmten und ältesten noch genutzten, unterirdischen Weinkeller Australiens. Von
außen sieht er wie ein bis zum Giebel in der Erde versunkenes Haus aus, dessen Spitz-
dach komplett mit Gras bewachsen ist. Durch den verwendeten Mauerstein an den Stirnsei-
ten und dem urigen Dachbezug wirkt dies wie eine mittelalterliche Behausung, wenn sich
nicht direkt daneben, zwischen Bäumen und Sträuchern, eine große Palme erheben würde.
Ist schon erstaunlich, welche Auswirkungen ein solch kleines Detail haben kann.

Als die Mitarbeiter zunehmend ihren
Heimweg antreten, mischen wir uns un-
ter sie und gehen zurück zum Auto. Der
gestrige Sonnenuntergang mit Meerblick
hat uns so gut gefallen, dass wir auch
heute zu einem Strand fahren möchten,
um erneut das bezaubernde Farbschau-
spiel ansehen zu können. Wir lassen
uns vom Navi zum Christies Beach füh-
ren. Wasser, Sandstrand und die roten

Klippen - einfach toll! Nur die Kälte des Windes stört ein wenig. Wie umwerfend mag das wohl alles im Sommer
aussehen?

Wir laufen vom Parkplatz unseres Autos am Strand entlang bis zur Port Noarlunga Jetty und haben anscheinend
den gleichen Gedanken wie ein junges Pärchen, was vor uns Hand in Hand bis zum Ende des Steges läuft. Zum
Glück verlassen sie den Ort schneller als wir und so können Olga und Carsten ganz allein den phantastischen
Ausblick aufs offene Meer genießen. Am Horizont sammeln sich Wolkenberge, die zwar die Sonne selbst ver-
bergen, aber das Abendrot taucht den gesamten Himmel in einen Pastellton, wie ihn Maler nicht romantischer

auf die Leinwand bringen könnten. Direkt vor der Jetty befindet sich
ein weiteres Naturschauspiel, denn parallel zum Strand liegt eine
Steinwand, die sich knapp unter der Wasseroberfläche erhebt. Dieser
natürliche Wellenbrecher ragt bei Ebbe heraus (so z.B. derzeit bei
Google Earth zu sehen) und wird bei Flut überspült. Als wir auf der
Jetty stehen, kann das Wasser über die größten Teile des Felsenriffs
gerade so drüberschwappen, aber an manchen Stellen brechen sich
die Wellen zu einer meterhohen Gischt. Wir sitzen eine halbe Stunde
einfach nur da und genießen den märchenhaften Sonnenuntergang
bis es allmählich dunkel wird und wir den Heimweg antreten müssen.

Pünktlich zur Zubereitung des Abendessens erreichen wir Marina und Saschas Haus. Als Olga mit Sherry etwas
Gebratenes ablöschen soll, nutzt sie natürlich auch die Gelegenheit einen Schluck davon zu probieren. Sascha
freut sich, dass ihr der Tropfen schmeckt und so öffnet er eine weitere Flasche des Likörweins, um diesen zu-
sammen zum Meeresfrüchtemenü zu reichen. Es gibt überbackene Austern und gebratenen Tintenfisch.

Als alles aufgegessen, das Geschirr gespült und die Küche aufgeräumt ist, verzieht sich Carsten mit Tim vor den
Fernseher im großen Wohnzimmer, wo gerade eine Folge "Kommissar Rex" mit der alten Besetzung, Tobias
Moretti, gezeigt wird. Das witzige daran: der Sender strahlt die Serie in Originalsprache mit englischen Unterti-
teln aus und die Australier lieben sie (trotzdem). Olga derweil nutzt die Zeit, zusammen mit Marina und Sascha
alte Fotos anzusehen. Sehr interessant wird es für sie, als die beiden von den Zeiten des wilden Kapitalismus in
der Ukraine erzählen, denn da Olga bereits Anfang der 90er Jahre ausgereist ist, hat sie diese selbst nicht miter-
leben können. Auch den Ausführungen über ihre Anfänge in Australien hört sie aufmerksam zu. Als die Alben
durchgeblättert sind, wechseln sie an den Rechner, da man sich im Zeitalter der Digitalfotografie eben auch viele
Fotos auf dem Bildschirm ansieht. Erst als sie aufgrund der Müdigkeit Orte und Gesichter nicht mehr auseinan-
der halten können, wird der PC ausgeschaltet und sie gehen ins Bett.

 

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