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Freitag, 30. Juli
Ein Rundgang durch Adelaide

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Heute werden wir uns endlich mal die Stadt genauer ansehen, welche wir in allen Gesprächen vor der Reise ei-
gentlich immer als Ziel angegeben haben: Adelaide, wir kommen! Quasi völlig unvorbereitet wollen wir uns vom
Navi durch die Stadt führen lassen. Was genau wir am Ende unternehmen, hängt sehr stark vom Wetter ab, da
es noch vor einer Stunde geregnet hat. Des einen Leid, des anderen Freud - was für uns eher eine kleine Enttäu-
schung, ist für alle Australier sehr offensichtlich ein großer Segen. Es passiert ja nicht oft, dass das kostbare
Nass herab fällt ... verkehrte Welt eben, denn wenn wir Deutsche in der ersten Jahreshälfte 2010 eines genug
hatten, dann war es Regen. Wir erinnern uns: bisher hatte der Sommer noch nicht so richtig losgelegt.

Auf dem Weg vom Vorort Reynella in die Innenstadt wird sich zeigen, ob das Wetter für ein Stadtrundgang aus-
reicht oder ob wir doch eher den Schutz im South Australian Museum suchen. Fest steht nur, dass wir das Au-
to irgendwo im Norden abstellen, denn von dort sind wir mit unseren Plänen sehr flexibel. Das Museum befindet
sich günstigerweise an der North-Terrace (immer an den Würfelaufbau der Innenstadt mit seinem Parkring den-
ken) und falls die Wahl doch auf die Citytour fällt, ist es ebenfalls leicht erlaufbar. Auf der Fahrt nutzen wir die
Gelegenheit, uns den Weg zum Flughafen einzuprägen und die wichtigsten Punkte, wie z.B. Ausfahrten und
Abbiegungen, aufzuschreiben. Wir wissen schon jetzt, dass uns am Tag des Abflugs kein Navi und auch kein
Begleiter zur Seite stehen werden, also bereiten wir uns lieber schon mal in aller Ruhe auf diesen Moment vor,
als dann später im Stress der Abreise.
 


 

 

 

Perfekt, unser kostenloser Ganztagsparkplatz liegt glücklicherweise nur ein paar Fußminu-
ten vom Parkring bzw. dem Torrens River entfernt, welches sich beides zwischen uns und
dem Stadtzentrum erstreckt. Wir stehen sogar direkt neben einem der öffentlichen Golf-
plätze
, was das Laufen durch interessiertes Umherblicken noch mehr erleichtert. An der
nächsten Straßenkreuzung stehen wir vor einem Denkmal und können laut Infotafel den
Blick schweifen lassen, wie einst der Gründer Adelaides, Colonel William Light. Seine Sta-
tue auf dem Montefiore Hill namens Lights Vision markiert den Punkt, von dem aus der wer-
te Colonel in Gedanken diese Stadt entwarf. Dazu ein kleiner Schwenk in die Geschichte.
Der Bundesstaat South Australia ist der einzige, welcher nicht aus einer Sträflingskolonie
heraus entstand. Der ehemalige Diplomat Edward Gibbon Wakefield schlug Mitte des
19. Jahrhunderts vor, die Überbevölkerung in Großbritannien dadurch zu bekämpfen, dass
man den australischen Kontinent nicht weiter als Strafgefangenenlager nutzt, sondern im
Rahmen von britischen Kolonien eine Besiedelung mit Freiwilligen durchführt. Colonel Light,
seines Zeichens oberster Landvermesser, suchte in diesem neuen Bundesstaat den Stand-
ort für die Hauptstadt aus und die heute markierte Stelle, welche ca. 10 km landeinwärts
am Fluß Torrens liegt, fand er passend für sein Vorhaben. Er entwarf zudem den Grundriss
der Stadt. Seine Idee war es, das bis dahin in der Stadtplanung bewährte Schachbrett-
muster umzusetzen, die Straßen breit zu gestalten und üppige Parkanlagen zu integrieren.
Der Ost-West-Verlauf der Hauptstraßen sollte den Sandstürmen aus dem Norden trotzen
und die Süßwasserversorgung, in Australien immer enorm wichtig, sollte durch den Torrens
sowie den Adelaide Hills gewährleistet werden.

Wir blicken nun auf das, was sich nach 174 Jahren daraus entwickelt hat. Vor uns liegt ein
breiter, grüner Parkgürtel und dahinter eine moderne Stadt der Neuzeit mit etlichen Hoch-
häusern. Unser Interesse gilt aber zunächst einer stattlichen Kirche zu unserer Linken, also
kehren wir der City vorerst den Rücken zu und laufen in die Gegenrichtung zur St. Peter's
Cathedral
.

 
Da die Kirche bei unserer Ankunft glücklicherweise leer ist, können wir sie uns
ungestört auch von innen anschauen. Es ist ein sehr majestätisches Gebäude
mit wunderschönen Mosaiken als Glasfenster und im Gegensatz zu manch
deutschem Pendant dieser Größe insgesamt sehr hell gestaltet. Grund hierfür
sind die weiß-grauen Steinmauern und die zahlreichen Fenster, welche, wie
wir später erfahren, größtenteils in England hergestellt und an die australi-
schen Glaubensbrüder gespendet wurden. Nach unserem ersten Rundgang
stehen wir vor dem obligatorischen Verkaufsstand mit Infomaterial und Post-
karten und treffen auf zwei etwas betagte Damen. Ohne uns zu einer Spende
oder zum Kauf des Dargebotenen zu bewegen, begrüßen sie uns äußerst
freundlich und beantworten sogar bereitwillig Fragen zur Kathedrale. Sie er-
klären uns unter anderem ausführlich die Bedeutung der Wappen und Schrift-
züge
auf den hölzernen Kirchenbänken. Ersteres repräsentiert die Spenderfa-
milien, bei denen man sich besonders bedanken möchte, und mit den in die
Rückenlehnen geschnitzten Namen inklusive Jahreszahlen ehrt und gedenkt

man ehemaligen Gemeindemitgliedern, wie z.B. Priestern, Kirchenmusikern oder Spendern. Da sich die Damen
um uns kümmerten ohne aufdringlich zu sein, spenden wir am Ende gerne ein paar Dollar in die Sammeldose.

Nun widmen wir uns endgültig der Stadt und da inzwischen sogar der Himmel auf-
hellt
, fällt die Entscheidung zugunsten der Citytour bzw. gegen den Museumsbe-
such - wir haben ja noch ein paar Tage. Auf geht's zum Zentrum, dem Victoria
Square. Wir überqueren den Torrens und laufen am Adelaide Festival Centre vorbei,
welches die größte Konzerthalle der Stadt ist. Adelaide hat in Australien den Bei-
namen "festival city", denn es finden über das Jahr verteilt jede Menge überregio-
nale Kulturveranstaltungen aller Art statt, z.B. Film-, Jazz- und Klassikfestivals.

Unterwegs im inneren Bereich des Terrace-Vierecks halten wir immer
wieder Ausschau nach einer Touristeninfo, denn wir haben unglück-
licherweise unsere detaillierte Europcar-Stadtkarte auf dem Tisch in
Reynella liegen gelassen. Wir werden sogar schneller als gedacht fün-
dig und stehen nun in einem Ladenlokal mit vielen Broschüren und Info-
blättern, auf denen ungewöhnlich häufig für Australien untypische Tiere
geworben wird. Von allen Seiten des Raumes grinsen uns zwei Panda-
bären
an. Erst beim genaueren Hinsehen offenbart sich die Lösung: im
Zoo von Adelaide sind vor kurzem WangWang und Funi eingezogen,
die nun als die einzigen Pandas auf der südlichen Halbkugel und somit
auch die ersten in Australien für volle Kassen sorgen sollen. Was für
eine "knutige" Idee!

 
Mit einer aktuellen Straßenkarte bewaffnet ziehen wir nun zielgerich-
teter zum größten Platz der Stadt weiter. Unterwegs können wir ei-
nen sehnsüchtigen Blick in die verführerische Auslage der berühmten
Schokoladenmanufaktur Haigh's Chocolates werfen. Dieser Betrieb
befindet sich bereits in vierter Generation, wurde 1915 gegründet und
gilt als ältester, familiengeführter Schokoladenhersteller in ganz Aus-
tralien. Diese Leckerei kennt jedes Kind in Down Under. Das Schau-

fenster sieht äußerst einladend aus und auch die Pandas wurden selbstverständlich in Kakaomasse verewigt.
 


 

 

So viele süße Verführungen wecken in uns das Verlangen nach einem zweiten Frühstück.
Ein Nachbarhaus mit dem Schild "Gloria Jean's Coffee" über der Tür kommt dabei äußerst
gelegen und auch das Angebot kann locker mit Starbuck's mithalten. Der Verkäufer ist sehr
nett und freundlich, so entwickelt sich ganz schnell ein Smalltalk über Adelaide. Er hat na-
türlich auch ein paar Empfehlungen für uns parat, welche er bereitwillig auf der gerade aus
der Touristeninfo mitgenommenen Stadtkarte markiert. Während der Unterhaltung werden
im Hintergrund unsere flüssigen und bissfesten Leckereien zubereitet und als alles fertig ist,
wünscht er uns noch eine schöne Zeit in Australien.

Frisch gestärkt setzen wir unseren Weg fort und staunen gar nicht schlecht als an einer
großen Kreuzung das grüne Licht für den Fußgänger nicht nur für uns, sondern auch gleich-
zeitig für alle anderen Richtungen angezeigt wird. Bislang kannten wir so was nur aus dem
Fernsehen, wenn in Berichten über Tokio oder Japan solche Ampelanlagen gefilmt wurden.
In Adelaide weisen sogar Schilder auf diese Besonderheit hin, dass man als Fußgänger die
Kreuzung überqueren kann wie man lustig ist, auch diagonal zur gegenüberliegenden Stra-
ßenecke.

Nur ein paar Minuten später erstreckt sich vor uns der Victoria Square, deutlich zu erkennen an den beiden rie-
sigen Flaggen in der Platzmitte. Vor der Besiedelung durch die Europäer lebten in dieser Gegend ca. 300 Abori-
gines des Kaurna-Stammes, in dessen Sprache der Platz mit Tarndanyangga benannt ist. Seinen europäischen
Zweitnamen bekam er 1837 durch die Ehrung der damals britischen Prinzessin Victoria, später Königin und Be-
gründerin des viktorianischen Zeitalters. Neben ihrer Statue und den besagten Fahnenmasten gibt es auf dem
Platz auch noch einen großen Springbrunnen, der die drei Flüsse symbolisiert, die für Adelaides Wasserversor-
gung sehr wichtig sind: Torrens, Murray und Onkaparinga. Fehlt an dieser Stelle nur noch die Erklärung zu den
Flaggen: es wehen die Australiens und die der Aborigines. Durch eine Audioinstallation im Mastsockel erfahren

wir die Bedeutung und Symbolik beider Fahnen. Die australische zeigt
natürlich den Union Jack für die Verbundenheit mit dem "Vereinigten
Königreich Großbritannien und Nordirland", zusammen mit dem Süd-
kreuz, einem Sternenbild der südlichen Hemisphäre, und einem sepa-
raten siebenstrahligen Stern, dem Commonwealth Star, welcher die
6 Bundesstaaten des Kontinents und die Territorien repräsentiert. Auch
die Flagge der Aborigines setzt sich aus 3 Symbolen zusammen. Die
obere Hälfte ist schwarz und steht für die Ureinwohner Australiens, die
rote, untere weist auf die Farbe des Sandes hin, der fast überall im
Landesinneren zu finden ist, und ein gelber Kreis in der Mitte stellt die
Sonne dar.

Um den Platz herum herrscht ein etwas wilder Mix aus alten, viktorianischen Ge-
bäuden und Hochhäusern sowie moderner Architektur im Stahl-Glas-Beton-Stil.
Leider wirkt das alles für uns etwas lieblos zusammengestellt. Das Argument,
dass die Stadt nun mal so gewachsen ist, können wir nachvollziehen, aber beim
Anblick dieses Gebäudehaufens verstehen wir, warum in Dresden immer wieder
ein Aufschrei erfolgt, wenn man inmitten von barocken Häusern etwas angeblich
ultramodernes hinstellen möchte. Es fehlt irgendwie ein einheitlicher Charakter -
schön ist etwas anderes.

 
Wir biegen in eine Seitenstraße ab und treffen auf ein Geschäftsviertel, welches für seine internationalen Restau-
rants und Cafés bekannt ist. Dort befindet sich auch das Adelaider China Town. Am Zugang prangen eindeutig
die gängigen Klischees dieser asiatischen Welt: rote Säulen, Lampions, Steinlöwen und Pagodendächer mit
Drachen und Schriftzeichen. Wir gelangen in einen überdachten Foodcourt, der so riesig und durch die Mittags-
zeit dermaßen überfüllt ist, dass man als Deutscher zwangsläufig den Überblick verlieren muss. Es herrscht
oberflächlich betrachtet das Prinzip des Chaos und der Unordnung. Die fast ausschließlich asiatischen Fast-
Food-Anbieter entlang der Außenwände bieten alles Mögliche an, von süß bis herzhaft, von heiß bis kalt. Egal
wo Olga sich hinstellt, um sich endlich mal einen Überblick zu verschaffen, sie gerät immer wieder in irgendeine
Warteschlange und hat das Gefühl im Gewusel den Verkehr zu blockieren. Das gesamte Angebot unterteilt sich
augenscheinlich in zwei unterschiedliche Essensarten. Da ist zum einen das typische Fast-Food, welches zu-
bereitet in der Auslage liegt, nur noch portioniert und direkt mitgegeben wird. Zum anderen sieht man an man-
chen Theken Bestellungen ohne sofortige Ausgabe, über denen eine digitale Nummernanzeige ähnlich der in
deutschen Ämtern die Möglichkeit der Abholung anzeigt. Hier wird definitiv alles total frisch zubereitet.


 

 

Der Asia-Bezirk grenzt direkt an den Central Market, welcher offi-
ziell im Jahre 1870 eröffnet wurde und inzwischen Verkaufsbereiche
für über 80 Händler bietet. Was daran so besonders ist? Gut, heu-
tige Malls vereinen bestimmt ebenso viele Geschäfte in einem Ge-
bäude, aber dies ist mehr mit einem überdachten Marktplatz zu
vergleichen. Statt Klamotten, Schuhe und Gerätschaften bieten hier
aus thekenähnlichen Verkaufsständen, sogenannte Stalls, eher
Obst-, Gemüse-, Fisch- und Fleischhändler ihre Produkte an ... und
die Auslagen von denen sind riesig! Bei einem Fleischer bzw. Metz-
ger (die Bezeichnung variiert in Deutschland ja je nach Ost- oder
Westherkunft) liegen z.B. schätzungsweise 20 kg geschnittener
Bacon neben Bergen von Salami (Hot, Italian, Hungarian), Pastra-
mi, Ham (Kochschinken), Leberwürsten, Chorizos (spanische,
scharfe Paprikasalami) und vielem mehr. Solche Berge von Auf-
schnitt
kennen wir aus Deutschland gar nicht. Kaum vorzustellen,
dass das alles bis zum Ende des Tages oder gar der Woche ver-
kauft wird. Was passiert mit all den Schinken- und Salamischeiben,
welche den Besitzer am Ende des Tages doch nicht gewechselt
haben? Bei den Obst- und Gemüseständen das gleiche Bild mit un-
geahnten Mengen von Früchten, welche wir zum Teil bis jetzt noch
nie gesehen hatten. Was z.B. ist ein Custard Apple, zu Deutsch
Zimtapfel? Oder Tamarillo (Baumtomate)? Oder Jicama (Yam-
bohne)?

Wir laufen staunend durch die Gänge der Markthalle, die sogar so
breit sind, dass man sich selbst mit einem Kinderwagen ganz be-
stimmt noch sehr wohl in der Menge fühlt. Statt Drängen und
Schubsen gibt es so viel Platz, dass man in Ruhe von Stand zu
Stand bzw. von Obst zu Gemüse, Fleisch, Gewürzen und Nüssen
schlendern kann. Herrlich! Erst an den äußeren Wänden der Halle
treffen wir auch auf Non-Food-Verkäufe, wie z.B. einem Buchladen,
den Olga natürlich mal genauer unter die Lupe nehmen muss.

Als wir den Central Market verlassen, stehen wir wieder am Victoria
Square
und biegen dann in die Fußgängerzone Rundle Mall ein, die,
wie Olga gelesen hat, sogar die erste autofreie Zone Australiens ist.
Seit der Eröffnung im September 1976 haben sich hier bis heute auf

einer Strecke von 570 m zwischen Pulteney Street und King William Road an die 1000 Shops, Restaurants und
Bars angesiedelt.

Unterwegs begegnen wir auch den vier sehr berühmten Bronzefiguren namens Truffles, Oliver, Augusta und Ho-
ratio. Vor der Einweihung in 1999 durften die Adelaider im Rahmen eines Wettbewerbs den Hausschweinen in
Originalgröße einen Namen aussuchen, der nun neben ihrer natürlichen, schweinischen Posen auf einer Plakette
nebst Taufpaten prangt. Oliver z.B. schnüffelt ganz genüsslich in einer Mülltonne, während Horatio mit blankge-
putztem Rüssel dasitzt und in den Himmel guckt.

Eine andere, sehr berühmte Kunstinstallation der Rundle Mall liegt nur
ein paar Gehminuten entfernt. Die zwei aufeinandergesetzten und mit
je 2,15 m Durchmesser großen Stahlkugeln heißen offiziell The Sphe-
res
, werden im Volksmund aber immer mit The Mall's Balls bezeichnet.
Durch die Höhe und das glänzende Aussehen sieht man sie schon
von Weitem und deshalb ist dies auch ein sehr beliebter Treffpunkt mit
Freunden für den anschließenden Start in die Shoppingwelt. Man
muss sich in dieser allerdings schon sehr gut auskennen, um zielge-
richtet das zu finden, was man sucht, denn zusätzlich zu den Läden
entlang der Straße führen auch noch insgesamt 15 Arkaden mit weite-

ren Einkaufsmöglichkeiten senkrecht in die Häuserfronten hinein. Wir nehmen von diesen im Vorbeilaufen nur
die äußerst schmuck gestalteten Eingänge wahr, hineingehen wollen wir aber aufgrund der unüberschaubaren
Fülle an Shops und unseres kleinen Zeitkontingentes nicht. So können wir auch das aufwendig gestaltete Portal
zur sehr berühmten Adelaide Arcade (z.B. ist es das erste Gebäude der Stadt mit elektrischem Licht) lediglich
passieren und widmen uns nur kurz dem davor befindlichen Springbrunnen Rundle Mall Fountain.

Von der Einkaufswelt gelangen wir in die Rundle Street, wo jede Menge Res-
taurants und Cafés für jeden Geschmack zu finden sind. Die Besonderheit
sind die Fassaden der Häuser nach dem Vorbild der viktorianischen Architek-
tur. Wenn wir es nicht besser wüssten, hätten wir sogar das Gefühl, uns im
French Quarter von New Orleans verlaufen zu haben, so ähnlich wirken die
verschnörkelten Holzanbauten auf uns. Am Ende dieser Straße kommen wir
direkt auf den Botanischen Garten von Adelaide zu. Marina hat uns im Vorfeld
einen Spaziergang darin sehr ans Herz gelegt und da wir das nun zeitlich gut
einrichten können bzw. ohnehin auf dem Weg zurück zum Auto sind, wählen
wir eine Strecke durch den kostenlosen Park.

 
Der eingangs des Tages erwähnte Stadtplaner Colonel William Light hatte damals für den Botanischen Garten
genau diese Stelle vorgesehen und so wurde er schon im Jahre 1857 eröffnet. Auch wenn wir uns nicht so lange
darin aufhalten konnten und bei Weitem nicht alles gesehen haben, finden wir die Anlage grandios. Wieder in
Erinnerung gerufen: wir sind im Winter hier! Schwer vorzustellen, wie es hier im Frühling aussehen mag, wenn
alles blüht und sprießt. Auf unserem Gang durch die verschiedenen Themenbereiche amüsieren wir uns unter
anderem über den bis dahin unbekannten Leberwurstbaum (im Englischen Sausage Tree), dessen Früchte in
der Tat den namensgebenden Fleischereierzeugnissen unglaublich ähnlich sehen. Ebenfalls erstaunlich ist die
Vielfalt der dann folgenden Bambuspflanzen und die Dichte der Stämme. Nach dem Besuch des tropischen Ge-
wächshauses und des mediterranen Gartens stellen wir erneut fest, dass es hier unglaublich ruhig und friedlich
ist - eine erholsame Oase direkt in der Mitte einer Millionenstadt. Nebenbei können wir auch das typischste
Olga-Urlaubsfoto schießen: sie unter unserer Lieblingspalmenart. Als wir wundervoll freistehende und über 4 m
hohe Bananenbäume sehen, steht das Motiv sofort fest.

Am gegenüberliegenden Parkausgang treten wir wieder ins stra-
ßen- bzw. autoüberflutete Freie und können am Ende einer gro-
ßen Rasenfläche den Zoo von Adelaide sehen. Dort angekommen
stoßen wir erneut auf den Hype, den WangWang und Funi ausge-
löst haben, denn selbst in Haltestellenschilder für die öffentlichen
Verkehrsmittel sind die beiden Pandas mit eingearbeitet. Mehr
kann man aber vom Tierpark leider nicht von Außen sehen und so

wählen wir für unseren Weg zurück zum Park-
platz einen Weg entlang des Torrens. Hier gibt es
wenigstens wieder viel zu entdecken.
 
Wir folgen dem Verlauf des Torrens in westliche
Richtung und irgendwann hat Olga trotz schöner
Aussicht
, schönen Wegen und viel Natur um uns
herum keine Lust mehr zum Weiterlaufen. Wie
verrückt freut sie sich auf eine Bank in der Sonne,
auf der sie sich kurz erholen kann, bevor es wei-
ter geht - durch die Karte weiß sie, wie weit ent-fernt unser Auto leider noch steht.

Eine weitere Laufpause verdankt sie drei asiatischen Anglern an einem Steg,
denn entweder ihr Hobby oder ihre Anwesenheit haben recht verfressene Ge-
sellschaft angelockt. Ganz dicht neben den Männern stehen zwei Pelikane.
Ein perfekte Chance für uns, diese großen Vögel mal aus nächster Nähe be-
trachten zu können, denn unsere letzte Pelikansichtung war auf Kangaroo Is-
land, wo die Tiere allerdings hoch auf einem Leuchtmast Platz genommen hat-
ten. Aus dieser Distanz sehen ihre Augen durch die gelbe Umrandung ziemlich
streng aus und ihre Schnäbel haben etwas Respekteinflößendes.

 
Wir erreichen die Brücke der Montefiore Road und verlassen den Verlauf des Torrens, um ab jetzt über Straßen
zum Auto zu kommen. Nach nur wenigen Metern erreichen wir den Golfplatz, an dem wir heute Morgen gestartet
sind - allerdings am anderen Ende und wir stellen ganz schnell fest, dass ein 18-Lochrasen eine große Ausdeh-
nung haben kann. Da inzwischen aber so gut wie keiner mehr spielt, laufen wir ungestört und ohne Angst von
einem Ball getroffen zu werden auf dem Grün den Hügel zu unserem Auto hinauf.

Am Auto zeigt sich, ob die Tagesplanung aufgeht, denn wir konnten zwar ohne Zeitdruck durch Adelaide ziehen,
wollten aber abends noch zu Saschas Arbeitstelle fahren. Er hat uns zu einer lockeren Versammlung aller Mitar-
beiter seiner Firma eingeladen, welche jeden letzten Freitag im Monat stattfindet und nach allgemeinen Informa-
tionen an die Belegschaft mit einem BBQ oder Essensbuffet endet. Eine tolle Sache, denn so bekommt man
zum einen als Angestellter durch die anfänglichen Präsentationen interne Informationen frei Haus, die dann im
Essensteil bestimmt Gesprächsthema werden und zum anderen lernt man auf jeden Fall seine Kollegen am
Standort in gemütlicher Runde etwas besser kennen. Wir versprechen uns natürlich von dieser Einladung auch
eine kleine Tour durch die Firma und zu Saschas Arbeitsplatz.

Dank Navi äußerst pünktlich angekommen, suchen wir den Haupteingang der Firma und werden von einer Dame
gefragt, zu wem wir denn wollen. Als wir Saschas Namen angeben, telefoniert sie kurz aber etwas diskutierend,
packt danach ihre Sachen und verlässt mit der Begründung, dass sie heute noch ein BBQ hat, seelenruhig den
Empfangsbereich. Entweder vertraute sie uns oder es war ihr egal, was wir in der Zwischenzeit anrichten, denn
die nächsten Minuten stehen wir mutterseelenallein in der Lobby und gucken uns die Aushänge zur Firmenge-
schichte und zum Wirkungsumfeld an.

Sascha lässt zum Glück nicht mehr lange auf sich warten und zusammen mit ihm gehen wir in eine große Halle,
wo es nicht nur Bier und alkoholfreie Getränke gibt, sondern auch ein Buffet mit Rinderhaxen, überbackenem
Blumenkohl, gebackenem Kürbis, gekochten Kartoffeln, Erbsen und natürlich Soße. Jeder Anwesende kann sich
nehmen, was er braucht, und unsere Anwesenheit scheint niemanden zu stören oder zu irritieren. Sascha stellt
uns ein paar seiner Kollegen und sogar dem CEO des Standorts Adelaide vor. Als jeder mit Essen und Getränk
versorgt ist, gibt es eine lockere Präsentation vom obersten Chef und man erfährt, welche Kollegen neu dazu
gekommen sind, wer die Firma verlassen hat, wer in eine andere Filiale oder Position versetzt wurde, welche
Großkunden man neu dazu gewonnen hat, welche Aufträge besonders gut gelaufen sind und worauf man stolz
ist, aber auch wer beim Tippen der Fußballweltmeisterschaft das beste Ergebnis erzielt hat. Insgesamt herrscht
eine sehr gelassene Atmosphäre in der Halle und nebenbei werden alle ca. 50 Mitarbeiter des Standortes gut
über allgemeine Firmeninterna informiert. Wir finden diese Art des kollegialen Umgangs richtig gut und nebenbei
können wir auch noch die Leckereien vom Buffet genießen.

Sascha seilt sich nach dem Essen mit uns ab und zeigt uns seinen Arbeitsplatz, welches den typischen, aus
den USA bekannten Cubicle-Bürozellen entspricht. Außerdem führt er uns durch die Produktionshallen und die
Testabteilung. Ach so, diese Information sollten wir auch noch geben: seine Firma programmiert und fertigt Sys-
temsteuerungen für Fertigungsstraßen, Gebäudetechnik und Maschinen.

Nach der Führung von Sascha wollen wir nach Hause fahren, er in seinem und wir in unserem Auto. Da er aber
noch einmal kurz an den Schreibtisch zurück muss, brechen wir schon mal auf, denn dank Navi finden wir ja
auch allein den Weg nach Reynella.

Auf dem Weg klagt Carsten über beginnende Kopfschmerzen und als wir zuhause ankommen wissen wir auch
was die Ursache dafür ist: heftiger Regen setzt ein. Carsten mit seiner Wetterfühligkeit nimmt eine Kopf-
schmerztablette und möchte sich eigentlich nur kurz zum Schlafen hinlegen, doch aufwachen wird er erst am
nächsten Morgen um 7 Uhr. Die anderen schalten somit auf Russisch um und beschließen den, von der Gast-
familie geliebten, russischen Film "Na more" (Übersetzung: Am Meer) anzusehen.

 

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