Australien ist
für ganz viele Leute ein absolutes Wunschziel. Etwas, was man nicht so leicht
erreichen kann, etwas mit einer außergewöhnlichen Landschaft, etwas
mit seltenen Tieren und etwas, wo man angeblich ein wesentlich einfacheres
Leben führt als in dem mit Stress durchzogenen und völlig durchgeplanten
Deutschland. Zwei von Olgas Arbeitskollegen haben das Land schon besucht. Einer
kam bereits nach 3 Urlaubswochen völlig überwältigt zurück,
der andere verbrachte ein ganzes Jahr als Rucksacktourist in Down Under und fuhr,
nach- dem er erneut genug Geld in der Tasche hatte, wieder dorthin. Das
machte Olga schon seit Langem neugierig auf diese geheimnisvolle Welt. Zudem hat
sie das große Glück, dass in Südaustralien eine vertraute und
gastfreundliche Person mit ihrer Familie lebt, welche sie aus ihrer ukra- inischen
Heimat kennt. Beide gingen mit einem Jahrgang Unterschied in die gleiche Grundschule.
Allerdings ist Marina nicht wie Olga in der Siedlung Pokotilovka geboren, eigentlich
wurde sie nicht mal in der UdSSR gebo- ren, denn ihr Vater war damals als Offizier
der Sowjetischen Armee in der DDR stationiert. Aus diesem Grund steht in ihrer
Geburtsurkunde eben Brandis (bei Leipzig) statt Charkov oder Pokotilovka, wie
bei den meisten Freunden aus der damaligen Zeit, und das klang vor über
30 Jahren mehr als exotisch für alle! Sie
haben sich vor ca. 10 Jahren zufällig im Internet auf einer Plattform für
Charkover wiedergefunden und hiel- ten seitdem per Email einen sporadischen
Kontakt um den halben Globus aufrecht. Im Jahr 2006 konnte Marina ihren Mann
Sascha auf einer Dienstreise nach Deutschland begleiten und man nutzte diese Gelegenheit
aus, um sich mal wieder zu sehen. Die beiden Männer hatten damals den
"Kompatibilitätstest" bestanden und so reifte allmählich
der Gedanke eines Gegenbesuchs heran. Da
wir Erwachsenen im Italienurlaub 2009 feststellten, dass sich die Interessen der
Teenager (Stichwort: Chil- len) und die eigenen (Stichwort: So viel wie möglich
ansehen) nicht mehr in Einklang bringen ließen, einigte man sich darauf,
den nächsten Sommerurlaub getrennt zu verbringen. Schon im November kümmerte
man sich um die Umsetzung dieser Idee. Olga und Carsten buchten die Flugtickets
nach Adelaide, für Andrea wurde eine zweiwöchige Jugendreise mit
RUF nach Sant Feliu in Spanien organisiert und Stephanie durfte mit Papa und seiner
Neufamilie nach Kalabrien fahren. Alle Termine und Reisepläne wurden mit
allen Betroffenen abgestimmt und jeder wartete ab dann völlig gespannt
auf den kommenden Sommer. Eine
gute Vorbereitung ist Gold wert
Sehr
häufig machen Touristen im Schnelldurchlauf eine Rundreise über den
17000 km entfernten Kontinent, wel- cher allerdings mit seinen Ausmaßen
von ca. 4000 km von West nach Ost und ca. 3700 km von Nord nach Süd locker
22-mal Deutschland in sich unterbringen könnte. Diese riesige Fläche
reicht am Ende für insgesamt drei Zeitzonen, wobei die Zeitverschiebung
der mittleren keine ganze, sondern nur eine halbe Stunde beträgt. Das ist Ausnahme
Nr. 1. Dass ein australischer Winter zeitgleich zum deutschen Sommer und umgekehrt
stattfindet, gilt als Ausnahme der Regel Nr. 2 hinzunehmen. Weihnachten bei
40 Grad im Schatten ... für Mitteleuropäer un- vorstellbar. Glücklicherweise
misst man Temperaturen in Down Under nach der für Europäer vertrauten
Celsius- Skala und auch für Entfernungen hat man sich an das metrische
System gehalten - im Gegensatz z.B. zu den USA. Australien besteht
eigentlich im Wesentlichen aus Wüstengegenden und die knapp 21 Millionen
Menschen auf dem kleinsten Kontinent (8,5 Einwohner pro Quadratkilometer, in
Deutschland tummeln sich auf der Fläche 230!) haben sich hauptsächlich
im Südosten und besonders an den Küstenregionen niedergelassen. Unser
Ziel, die Stadt Adelaide, liegt ebenfalls an einer solchen, nämlich an
der des Indischen Ozeans. Dieser angrenzende Teil des Meeres wird von den Einheimischen
abweichend zur allgemeinen schulgeografischen Bezeichnung Southern Ocean
genannt. Überhaupt spielen Strände eine besondere Rolle im Leben der
Australier, denn statistisch leben mehr als 80 Prozent der Bevölkerung
nur 50 km vom nächsten "Beach" entfernt. Ist das vielleicht ein
Grund für die bekannte australische Zufriedenheit und Gelassenheit? Dazu
aber später mehr ... Und
schon begann die Abschiedswoche: Andrea verschwindet am Donnerstag mit ihrem Gepäck,
Stephanie wird am Freitag von Papa abgeholt und wir nutzen das Wochenende,
um unsere langen Jeans und ähnlich War- mes zusammenzusuchen. Und das
während der absoluten Hitzewochen in Deutschland! Wir haben gewiss schon
oft Sommersachen in den Winterurlaub mitgenommen, aber für einen Sommertrip
Schal, dicke Jacken und Fleece-Pullover einzupacken ist schon ein seltsames
Gefühl. Außerdem durfte jeder von uns nur 23 kg mit- nehmen, denn
für die Economy Class ist das bei Qantas die Obergrenze. Dabei wiegen ja
schon allein die Hart- schalenkoffer nicht gerade wenig! Am Ende zeigt die
Personenwaage 21 und 22 Kilo an, Ziel erreicht. Eine
weitere Sorge innerhalb der Urlaubsvorbereitungen nahm uns netterweise Günter
ab, denn er bot sich ein paar Tage vor dem Abflug als Fahrer zum Flughafen
an. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich dafür
bedanken, denn das hat uns nicht nur die 25 Euro teure Taxifahrt erspart, sondern
auch sehr lus- tige 30 Minuten beschert. Günter, du bist der Größte! |