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Montag, 15. Februar
Treffen in Cordoba

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Warum waren beide so sehr an diesem Treffen interessiert? Ganz einfach, es handelt sich bei Eva mal nicht um
eine CouchSurferin (aber auch mit denen ist jedes Treffen ein Erlebnis), sondern um eine seit 2001 währende
Internetbekanntschaft und um ein Mitglied der OLCA-Weltfamilie. Eigentlich lebt sie mit ihrem Mann und Kind in
Portugal (wäre also für diesen Trip demnach unerreichbar), aber der glückliche Zufall wollte es, dass sie genau
zu der Zeit samt Familie den Karneval in Cordoba besuchte und aufgrund der Mezquita, der schönen Altstadt
und des Judenviertels die nur 170 km entfernte Stadt eh auf dem Reiseplan von Olga und Carsten stand. Also
waren beide umso mehr erfreut, dass man im Rahmen dieses Urlaubs auch noch gleichzeitig zum ersten Mal
Vis-a-Vis einer ehemaligen IDA- und jetzigen OLCA-Listen-Anhängerin begegnen konnte.

 
Der Wecker klingelte dafür schon um ferienuntypische 5:30 Uhr und nach dem
Frühstücken und Einsammeln des Informationsmaterials, der Straßenkarten,
Mitbringseln und elektronischen Gadgets wurde das Auto um 8:10 Uhr bei
strömendem Regen auf die Autobahn nach Malaga navigiert - natürlich direkt
in den Berufs- und zähfließenden Verkehr. Das alles besserte sich erst nach
der kompletten Durchquerung von Malaga (in Zeit ausgedrückt fast eine ganze
Stunde) und die dann folgende Reststrecke flogen die beiden nur so dahin ...
leider etwas zu schnell, wie ein 100-Euro-Strafmandat der spanischen Ver-
kehrsüberwachung ein paar Wochen später per Brief und Foto verkündete.
Statt der erlaubten 100 km/h sind sie mit 122 km/h erwischt worden und
mussten Dank sofortiger elektronischer Bezahlung per Kreditkarte am Ende
nur noch 70 Euro berappen. Dafür schafften sie es aber an dem Tag innerhalb
des geplanten Zeitraumes zwischen 10 und 11 Uhr in Cordoba anzukommen.

Wo der Geschwindigkeitsblitzer von hinten noch bis zur schriftlichen Informa-
tion unentdeckt blieb, stieg der Adrenalinspiegel bei Carsten auf der Autobahn
einmal explosionsartig, als ihm plötzlich ein grauer Jagdhund hechelnd auf der

Überholspur entgegenkam. Beide wünschen sich inständig, dass das arme Hundi - ein wirklich schönes Tier -
diesen Ausflug unbeschadet überstanden hat. Anhalten und umdrehen oder jemanden anrufen konnte man ja
nicht so ohne weiteres, dabei hätten sie so gerne geholfen. Gehen wir alle mal von dem Positivsten aus ...

Zurück zur Ankunft am Ziel. Durch die gute Beschilderung war das Zentrum bzw. die Umgebung der Mezquita
schnell erreicht, denn hier hatten sich Eva und die Familie in einem Hotel einquartiert. Die Suche nach einem
Parkplatz innerhalb der Altstadt zog sich aber hin, da absolut nichts frei war. Auf einem ausgeschilderten Pfer-
dekutschenparkplatz gab es endlich eine freie Stelle zwischen den vielen Autos. Es war keine Kutsche weit und
breit zu sehen und aufgrund des Regenwetters dürfte sich an diesem Tag wohl auch nichts daran ändern. Doch
im Ausland sind Olga und Carsten immer vorsichtig und so fragten sie in einer naheliegenden Touristeninfo nach.
Da man sich eine Parkkralle, ein saftiges Ticket oder gar ein Abschleppen ersparen wollte, hörten sie lieber auf
die freundlichen Damen der Rezeption und beschlossen den KIA nach einem kurzen Treffen mit Eva im Hotel
lieber auf einen nicht weit entfernten Bezahlparkplatz umzusetzen.

Das Hotel war schnell erreicht und Olga überlegte sich schon eine Frage in Portugiesisch für die Rezeption, als
wie durch Zufall die drei Gesuchten aus dem Frühstücksrestaurant herauskamen. Die OLCAs wussten nicht ge-
nau wie Eva aussah, aber da sie ja selbst bekanntlich nicht mit Fotos im Internet geizen, wurden sie von ihr so-
fort erkannt. Weiß der Geier was der Herr an der Rezeption über diese Situation gedacht hat, denn der erste
Blickkontakt wurde schon mit ihm hergestellt und ein paar gestammelte Worte von Olga ausgesprochen. Nach
dem ersten Hallo und Vorstellen aller Personen gingen Eva und Familie noch kurz auf das Zimmer, um sich um-
zuziehen und Olga und Carsten nutzten die Zeit das Auto wie geplant umzusetzen. Besonders in Erinnerung ist
geblieben, dass das Parken laut Kassenautomat pro Minute 2,65 Cent kosten sollte ... für deutsche Verhält-
nisse eine erneut völlig ungewohnte Selbstverständlichkeit für Spanier.

Nach der Rückkehr zum Hotel über Umwege und
durch viele kleine, verwinkelte Gässchen (beide
befürchteten das Auto am Abend nicht auf Anhieb
wiederzufinden) ging man mit Eva, Jorge und Ra-
fael in die "Antigua Mezquita", der "Cathedral de
Cordoba"
. Das Bauwerk ist einfach nur überwälti-
gend ...

 
Theophile Gautier schreibt in seinem Buch "Reise in Andalusien":
"Der Eindruck beim Betreten dieses ehrwürdigen Heiligtums des Islam
ist unbeschreiblich. Es kommt einem vor, als wandle man nicht in ei-
nem Gebäude, sondern in einem überdachten Wald. Wohin man sich
auch wendet, verliert sich der Blick in Säulenalleen, die sich über-
schneiden und ins Unabsehbare verlaufen. Man fühlt sich wie von ei-
ner marmornen Vegetation umfangen, die über Nacht aus dem Boden
geschossen ist."

Die Mezquita, ursprünglich eine große Moschee, wurde zwischen dem
6. und 11. Jahrhundert erbaut und galt mit ihrem "Wald" aus 800 Säu-
len
sehr lange als das weitläufigste Heiligtum und bedeutende Pilger-
stätte der islamischen Welt mit insgesamt 22.400 Quadratmetern. Sie
beherbergte damals sogar u.a. eine Originalabschrift des Korans und
einen Fußknochen Mohammeds. Als die Mauren allerdings 1492 ver-


 


 

trieben wurden, sollte diese Gottesstätte christliche Züge annehmen.
Zum Glück für den heutigen Tourismus wurde das Gebäude nicht zer-
stört, sondern man baute ab 1526 im Zentrum mit Verlust von nur 12
Schiffen eine weit über die ursprüngliche Höhe hinausreichende Kathe-
drale
ein. Diese Mischung aus Kirche und Moschee macht heute den
einzigartigen Reiz dieses Bauwerks aus. Es heißt, dass Kaiser Karl V.
es sogar bereut haben soll, diesen Umbau genehmigt zu haben und
damit die ursprüngliche Harmonie zerstört zu haben. Er wird zitiert mit
den Worten: "Hier wurde etwas errichtet, was überall hätte errichtet
werden können, und etwas zerstört, das einmalig war.
"

Eine Stunde und 159 Foto später starteten die Fünf einen Rundgang
durch die Altstadt und da die Besuchten schon ein paar Male herum-
gelaufen sind, ließen sich Olga und Carsten gerne führen. Der Stadtteil
"La Juderia", das alte Judenviertel, wurde von Olga explizit gewünscht,
da sie sich ja bekanntlich gerne mit der jüdischen Kultur, mit der Spra-
che und mit allem was dazugehört beschäftigte. Leider war die Syna-
goge montags geschlossen, aber ein besonders schöner Innenhof in-


 

 


 

 

klusive Kunsthandwerkstätten und der Besuch des Judenhauses "Casa de Sefarad" entschädigten ein wenig.

Als Sefarden (Sefarad ist das hebräische Wort für Spa-
nien) werden ursprünglich die zwischen dem 1. bis Ende
des 15. Jahrhunderts auf der Iberischen Halbinsel lebenden
Juden bezeichnet, die mittels Inquisition von den katholi-
schen Königen immer wieder vertrieben worden sind. Im
heutigen Sprachgebrauch werden nicht nur die Nachkom-
men dieser als Sefarden bezeichnet, sondern auch alle Ju-
den, die nicht aus einer mittel- und osteuropäischen Tradi-
tion stammen, wie z.B. die orientalischen und die im Mit-
telmeerraum ansässigen Kinder Israels.

In der Ausstellung wird in fünf Räumlichkeiten diese Ge-
schichte aufgearbeitet und dem Besucher anhand von Ob-
jekten nahe gebracht. Olga konnte dort endlich auch mal
vor Publikum mit ihrem Hebräisch glänzen und die überaus

nette Dame am Einlass beantwortete den OLCAs die Frage, warum in einem jüdischen Umfeld die "Hand der
Fatima
" auftaucht
. Bisher waren sie immer der Ansicht gewesen, dass es einen rein islamischen Hintergrund
hat - siehe auch den 7. Tag im Türkei-Bericht. Die fünf Finger symbolisieren im jüdischen Glauben die fünf Bü-
cher der Tora und im islamischen diverse "Quintette", wie z.B. die Säulen des Islams oder die durch Gott be-
sonders geschützten Personen Mohammed, seiner Tochter Fatima, dem Schweigersohn Ali und deren Nach-
kommen Hassan und Hussein. Mit diesem Besuch war Olgas Enttäuschung über die geschlossene Synagoge
schnell vergessen.

 
Die nächste Station befindet sich in unmittelbarer Nähe der Mezquita: die bekannte Puente Romano (Römische
Brücke) über den Fluss Guadalquivir, der nach den Regenfällen der letzten Tage nicht nur Hochwasser führte,
sondern auch noch eine besonders braune Brühe in Richtung Atlantik bzw. in den Golf von Cadiz schwemmte.
Die Brücke selbst ist den OLCAs ein wenig zu sehr modernisiert, erwartet man als Dresdner bei dem altertüm-
lichen Namen doch eher ein ursprünglicheres Aussehen wie es z.B. die Augustusbrücke hat. Ein kleiner Gang
zur anderen Uferseite lohnte sich aber trotzdem, da von hier die Größe der Mezquita noch viel deutlicher zu se-
hen ist, als wenn man direkt davor steht.


 


 

Da der Hunger sich zunehmend meldete, kehrte man in das kleine
und überaus gemütliche Restaurant "Casa Pepe" ein und nahm
traditionell zuerst ein kleines Getränk an der Bar ein, um danach
im Speiseraum richtig zuschlagen zu können. Die Portugiesen
freuten sich, als sie hörten, dass Olga und Carsten gerne so viel
wie möglich probieren wollen und Jorge bestellte mit seinem Wis-
sen und Spanischkenntnissen mehrere Spezialitäten der Gegend.

Zu Dritt war ihnen dies nicht immer möglich, aber nun wurde ihnen zu
fünft am Tisch ein Teller nach dem anderen gebracht und jeder bediente
sich von diesem kleinen Buffet: Serrano-Schinken, Kartoffelstücke mit
würziger Soße, dicke Bohnen mit Speck, Bullenschwanz mit Kartoffeln
("Rabo de toro"), gebratenes Rind- oder Schweinefleisch und diverse
Dessertstückchen aus Kuchen und Eis. Der kulinarische Genuss wurde
durch ein allgemeines Quatschen und Kennenlernen sehr in die Länge
gezogen und gegen 17 Uhr - sie waren bereits alleine im Raum - wur-
den die Verbliebenen sehr freundlich, aber dennoch bestimmend zum
Gehen gebeten. Man wollte wie gewohnt schließen ... Spanien eben.

Auf dem folgenden Rundgang durch andere Teile von Cordoba zeigten Eva und Familie u.a. noch die "Plaza de la Corredera", auf der am Vortag die große Faschingsparty stattgefunden hat.

In Läden interessierten sich Olga und Carsten für ein spanisches Lesenlernbuch
für Kleinkinder, da sie im Herbst 2010 an der VHS mit dem Lernen dieser Sprache
beginnen wollen - in Deutschland würde man ein so gutes Hilfsmittel, wie das aus-
gesuchte "Mi Primer Diccionario Larousse", bestimmt nicht finden. Im angesagten
Szeneladen "Kukuxumusu" fanden sie zwar sehr witzige T-Shirts, die sie gerne für
die Kinder mit nach Hause genommen hätten, aber leider stimmten Preis oder

Größe oder beides zusammen nicht.

Da alle dem Wetter bzw. dem Regen entfliehen wollten, suchten sie
im Cafe "Sojo Cafe Ribera" (im 3. Stock und mit herrlichem Blick über
den Guadalquivir) Schutz und konnten nun ungestört und ohne Gefahr
in den nächsten Minuten wieder vor die Tür gesetzt zu werden weiter quatschen und sich austauschen.

Dabei wurde sich nicht nur über die ungewöhnlichen WC-Schildchen und
die Übersetzungen der Spezialitätenkarte (u.a. auch in Russisch) amü-
siert, sondern auch das Temperament der portugiesischen Männerwelt in
Bildern für die Nachwelt bzw. diesen Bericht festgehalten. Keine Angst, es
sind keine dauerhaften Schäden bei Rafael zurückgeblieben.

Gemäß einer deutschen Werbung für Flatrate-Telefonie haben sich die
Fünf bei heißen und kalten Getränken leergequatscht und sind danach
noch für ein Gruppenfoto in die wesentlich besser beleuchtete Lobby
des Hotels gegangen. Anfangs konnte man sich auch hier nicht so
recht voneinander lösen, aber als Rafael erste Ermüdungserscheinun-
gen zeigte, wurde es Zeit für den Aufbruch und die Rückfahrt der bei-
den OLCAs gen Süden. Allerdings musste zunächst erst noch das
Auto wiedergefunden werden, was Dank Carstens Orientierungssinn
nicht in der anfänglichen Vermutung ausuferte. Schnell hatte man den
Parkplatzautomat gefüttert (11,90 Euro für 9 Std. 37 min. sind eigent-
lich noch recht human für eine Touristenhochburg und in Altstadtnähe),
das Auto mit ausreichend Brennstoff gefüllt und sogar ohne Umwege


 


 

schnell die Autobahn nach Malaga gefunden. Konnte nun noch etwas Schlim-
mes passieren? Ja, denn kurz hinter Cordoba setzte heftiger Regen ein, der
die beiden bis zum Ziel begleiten sollte. Trotzdem war ein gutes Durchkommen
möglich und nur in Malaga gab es mal kurz eine Schrecksekunde, als Carsten
das Auto durch ein überflutetes Stück der Fahrbahn manövrierte. Er schaltete
zurück in den zweiten Gang und gab Vollgas, um so durch die mindestens
30 cm tief vollgelaufene Senke mit einer Länge von 5 m zu fahren, dass das
Wasser keine Chance hatte in den Auspuff laufen zu können.

Der Tag war einfach perfekt und so erreichten die OLCAs gänzlich ohne Proble-
me das Hotel, guckten sich vor dem Schlafengehen noch die heute geschossenen 315 Fotos an und schrieben
das Erlebte in Notizen auf. Wie viel Glück sie bei dem Regen hatten, zeigte sich erst am nächsten Morgen in
den Nachrichten, als diese berichteten, dass ganze Stadtteile von Malaga im Laufe der Nacht überflutet worden
seien und etliche Straßen, darunter auch Autobahnen, unpassierbar wurden.

 

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