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Dienstag - der große Tag und das Ende einer wilden Ehe

     

Wir haben uns an diesem wichtigen Tag nicht auf unser Jetlag- und Alltagsgefühl verlassen und vorsichtshalber die Weckfunktion von Carstens Blackberry in Anspruch genommen. Wach waren wir aber doch schon vor dem Klingeln, denn wie man nun mal in so einer Situation ist, erledigt die Aufregung den Rest ...

Es galt einen strammen Zeitplan einzuhalten, denn zwischen 6 Uhr (Wecken) und 8:30 Uhr (Abholung durch Limousine) mußte noch viel geschafft werden: Rasieren, Duschen, Zähneputzen, Schminken, Anziehen, Frisieren, Schmücken und alles Notwendige zusammenpacken - natürlich gelten alle Punkte der Aufzählung nicht für beide Heiratswilligen ! Außerdem würde unser Fahrer um 8 Uhr anrufen, um sicherzustellen, daß eine Abholung um 8:30 Uhr nichts im Wege steht.

Während Olga unter der Dusche mit dem gechlorten Wasser ihre Haarpracht bearbeitete, versuchte Carsten wie gewohnt mit Rasierschaum aus der Tube (das bewährte DDR-Produkt Florena) eine gut einstudierte Naßrasur hinzulegen ... doch wer hätte gedacht, daß Chlorwasser die Rasierpaste nicht zum Schäumen brachte, sondern mit ihr zu einer klebrigen Masse a la Kleister reagierte. Während des Frühstücks im Zimmer wurden noch einmal die Wedding Vows (Ausdruck aus dem Internetauftritt der Chapel) durchgegangen, bevor wir dann pünktlich zum Abholtermin aufgebretzelt durch die Lobby des Hotels gestapft sind. Nur der Vollständigkeit halber: Carsten hatte eine schwarze Stretch-Jeans, ein weißes Hemd und einen dunklen Schlips an und Olga entschied sich für eine schwarze Stretchhose, ein rotes Neckholder-Oberteil mit schönem Dekollete, was durch einen PushUp-BH aus China (Dank an Renate) noch mehr zur Geltung kam, Schmuck in Silber mit roten Steinen bzw. Miniaturrosen und als Abschluß der Kombination eine rote Stola, die ebenfalls die lange Reise aus China hinter sich hatte.

Unsere HochzeitskapelleOlga in Position
    
Die Limo von innen

Nun folgte der wirklich glamouröse Teil der Hochzeit, als uns Jimmy, der Fahrer der weißen Stretch-Limousine, begrüßte, wie im Film die Türen des Autos öffnete und uns getrennt auf jeder Seite einstigen ließ. Nur unser Rucksack mit Kamera, dem Schriftkram und unserer Wunsch-CD paßte irgendwie nicht zu dem Ganzen. Die Fahrt dauerte ca. 15 Minuten, die wir uns mit Fotografieren des Wageninneren und der Braut vertrieben. Auf der Fahrt wurde Olga richtig aufgeregt, obwohl wir den Worten von Jimmy folgten und das Autoradio zum Anhören unseres Liedes ("Follow me" von Uncle Cracker) als Beruhigung nutzten.
     

Nachdem wir in der Chapel angekommen, wieder staatsempfangmäßig von Jimmy aus dem Wagen und in die Chapel geführt wurden, mußten wir nur noch unsere Lizenz abgeben und schon wurde Olga in das Brautzimmer begleitet, wo sich normalerweise die Braut das Kleid überstreift. Nach einigen Minuten holte sie eine nette, blonde, junge Frau ab und führte sie in die weiße Kapelle mit rotem Teppich. Olga tippte, daß sie unsere Zeugin sein würde - wir waren ja nur zu zweit, laut Gesetz muß bei einer Heirat in Nevada aber ein Trauzeuge dabei sein und mit auf der Heiratsurkunde unterschreiben - doch sie entpuppte sich als unsere Priesterin. So schwer hatte Carsten sich den Junggesellenabschied wahrlich nicht vorgestellt und überlegte doch noch einmal kurz, ob diese schlanke Frau mit langen, blonden Haaren nicht ein Zeichen wäre, lieber weiterhin als

Unsere Priesterin

freier Mann auf die Frauenwelt zuzugehen. Aber er reichte Jamie, so ihr Name auf der Urkunde, die CD mit dem OLCA-Lied, Olga den richtigen Ring und das Ritual konnte beginnen. Jamie startete die CD in einem Player im Rednerpult, hielt ihre Rede, wir haben an den richtigen Stellen "I do" gesagt, die Ringe wurden ausgetauscht und eine nervöse und unsichere Lippenberührung - als wenn man Jugendliche beim ersten Kuß beobachten würde - besiegelte unsere Trauung. Just in diesem Moment hörte auch unser Lied nach 3 Minuten und 37 Sekunden Spielzeit auf ... aber wir hatten uns ja vorher genauestens über den Ablauf informiert und so fanden wir diese schnelle "Abfertigung" keinesfalls als unangenehm. Im Gegenteil, Erfahrungsberichte anderer schilderten schon das Eintreffen der Nachfolgepaare, was wir aber keinesfalls bestätigen können. So hatten wir dann auch noch genügend Zeit für ein paar fest einstudierte Bilder mit dem hauseigenen Fotografen, den schriftlichen Kram, die Entgegennahme der Glückwünsche fast aller anwesenden Chapelangestellten und natürlich ein Schwätzchen mit der Leiterin der Kapelle (im Übrigen auch unsere Trauzeugin - die Wände müssen wohl Gucklöcher haben, denn wir waren definitiv nur zu dritt im Raum), die diesen Termin überhaupt für uns erst möglich gemacht hatte. Zum Abschluß und als Beweis wollte Carsten noch ein Foto mit der Priesterin, auf die wir allerdings noch ein paar Minuten warten mußten, da sie gerade eine Hochzeit am chapeleigenen "Drive through"-Schalter vollzog ... ja, der aufmerksame Leser hat richtig gelesen, denn was Fast-Food, Büchereien, Wäschereien, Apotheken und Banken in Amerika schaffen, macht auch an einer Hochzeitskapelle nicht Halt. Leider war der Kirchenfotograf nicht besonders gut mit unserer Digitalkamera vertraut und so ist das Foto etwas unscharf geworden - aber Carstens Gedanken kann jeder Mann trotzdem gut nachvollziehen, oder ?

Abschlußfoto mit Kapelle und Limousine

In der LimoJimmy und Limo in voller Länge

Auch draußen an der Limousine wieder keine Spur von Hektik, sondern vielmehr Jimmys gekonnte Art, uns wie Filmstars oder Prominente aussehen zu lassen. Nach einigen Fotos vor und in der Limousine - irgendwie hatte er mehr Erfahrungen mit Digitalkameras - fuhr er uns wieder zum Hotel zurück und das Unternehmen "Heiraten in Las Vegas" war abgeschlossen - ab jetzt begann die Flitterwoche.
   

Bevor wir zur restlichen Planung des Tages übergingen - das schöne Wetter ausnutzen und Hochzeitsfotos im Nationalpark "Valley of Fire" schießen - ließ sich Olga nicht nehmen, Carsten im Hotelzimmer ein Geschenk zu überreichen: das Buch "I Love You" mit süßen Tierbildern und kurzen Kommentaren auf jeder Seite. Natürlich wurden auch die ersten Glückwünsche "entgegengenommen", denn Michy (Italien) hatte uns noch vor der Abreise nach Las Vegas eine Glückwunschkarte zugeschickt - das symbolische "Zeitsiegel" ("nicht vor dem 15.2., 11 Uhr öffnen") durften wir obgleich des bereits vollendeten Aktes vorzeitig brechen. Etliche Fotos mit Braut, Bräutigam, Blumenstrauß, Ringen, Geschenk und Buch später befanden wir uns auf der ersten weiten Autofahrt Richtung Osten.

Olgas Geschenk für Carsten

Fotosession im Hotel

Fotosession im HotelFotosession im HotelFotosession im Hotel

Nach ca. 80 km Interstate - für den waschechten Amerikaner eigentlich ein Katzensprung - mit, für uns Mitteleuropäer, ungewöhnlichem Randpanorama (Sand, Steine, Kakteen und kleine Büsche) erreichten wir nach einer staubigen Nebenstraße a la Wild West-Kutschenstrecke die Vorboten von Nevadas erstem State-Nationalpark ... so stand es jedenfalls geschrieben. Die Fahrt hat sich wirklich gelohnt ! Eine großartige

Vorne rot, hinten grau

Landschaft aus rotem Sandstein lag zu unseren Füßen. Der Himmel war zunächst leicht bewölkt und in diesem Licht hatten die Felsen eine richtig schöne kräftige rote Farbe - als die Sonne rauskam verloren die Felsen eindeutig etwas von ihrer Farbintensität und wirkten mehr rosa als rot. Die durch jahrhundertlange Erosion und Regen fast geometrisch angeordneten Auswaschungen an den Felsen ließen irgendwie den Anschein von Terracotta-Kunst bzw. Formung durch Menschenhand vermuten. Wir haben unter anderem die Felsenzeichnungen der Pajuta-Indianer angeschaut, putzige kleine Wüstennager - white-tailed antelope Squirrels - beobachtet (die viel angepriesenen Kojoten, Roadrunner oder Großhornschafe blieben uns allerdings verborgen) und einige Kommentare auf Carstens Aussehen bekommen:

Beispiel 1 - ein Mann in schwarzer Cowboybekleidung (so richtig mit Sporen, etc.) blickt Carsten von unten bis oben an und läßt nur ein schmunzelndes "I like you hiking outfit !" verlauten.

Beispiel 2 - während eines kleinen Wüstenmarsches kam uns eine Frau entgegen und meinte zu Carsten: "If I look at you I feel underdressed !"

Erstaunlicherweise hat eine herausgeputzte und mit Schmuck behangene Olga in dieser Einöde für nicht so viel Aufsehen gesorgt wie Carsten mit weißen Hemd und Krawatte ... ?!

Straße ins Valley of Fire

Olga im FelsenFelsen und Farbverlauf

Die Fotoausbeute dieser Fahrt (immerhin 190 Digitalbilder !) beinhaltet allerdings nicht nur Felsen, Straßen und

Hochzeitsbilder in der Wüste

Steine, auch wenn unsere Kinder dies beim gemeinsamen Betrachten behaupteten, sondern ebenso mit Stativ und Selbstauslöser geschossene Hochzeitspärchenporträts - der eigentliche Plan dieser Tour und der Grund für unsere untypische Wanderklamottenwahl. Die Sonne war dabei unser größter Fan und schien auf uns herab was das Zeug hielt. Wir kamen sogar in den Genuß die Nevada Troopers bei der Arbeit zu sehen, denn ein Straßenabschnitt wurde für kurze Zeit für Werbeaufnahmen (1 Kameramann und 1 Hiwi, wie sich später beim Weiterfahren herausstellte) von diesen abgesperrt.
     
Hochzeitsbilder in der Wüste    Hochzeitsbilder in der Wüste    Hochzeitsbilder in der Wüste
   

Hochzeitsbilder in der Wüste

Hochzeitsbilder in der Wüste

Auf dem Rückweg hatten wir noch etwas Zeit und so entschieden wir uns den Nationalpark auf der Las Vegas-abgewandten Seite Richtung Hoover Staudamm zu verlassen, wo wir zu unserem Erstaunen an einer "Self Pay Fee Station" vorbeikamen - nicht zu vergessen: wir befinden uns immer noch in den für Deutsche äußerst kriminellen

USA !!! Jedenfalls wurde der Besucher gebeten pro Fahrzeug (6$), Fahrradfahrer oder Fußgänger (je 1$) seinen Obolus in einen Briefumschlag zu stecken, ein Infoblättchen auszufüllen und in eine Art Briefkasten zu werfen - wir hatten am Morgen auf der anderen Seite des Parks noch an einem Kassenhäuschen bezahlt.

Die tolle Landschaft, der große Lake Mead und der noch überwältigendere Hoover Dam ließen die Fahrt zurück ins Spielerparadies wie im Fluge vergehen und als kulinarischen Abschluß - schließlich hatten wir bis hierher noch nicht sehr viel gegessen - gönnten wir uns ein Island Seafood Buffet im Hotelcasino Flamingo. Für 16,70$ pro Person standen uns unter dem Motto "all-you-can-eat" ca. 40 m Buffetfläche mit Muscheln, kleinen Shrimps, großen Shrimps, vorbearbeiteten Krabbenbeinen, einer umfangreichen Salatbar, Rippchen, daumendicken

Rindfleischscheiben, Sushi, asiatischen Gerichten, Chicken Wings, Nudeln in sämtlichen Variationen, diversen Fleischgerichten, Reisvariationen, uvm. zur Verfügung ... und wer am Ende noch ein Plätzchen übrig hatte, durfte sich an dem nicht minder großen Dessertbuffet mit zig Törtchen, Gebäck, Crepes, Sahneeis inklusive verschiedenster Toppings, Süßspeisen und Küchlein den Rest geben - mit dem Trinken kam man gar nicht so schnell nach, wie das Glas schon wieder von der freundlichen Serviererin aufgefüllt war.

Der Tag endete abrupt für uns, denn nach dem Erreichen des Hotelzimmerbettes kannten wir nur eine Lage: senkrecht und magenschonend !

Lange Straßen ... weite Täler
          

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