zurück zur Einleitung  ZURÜCK ZUM 1. TAG

WEITER ZUM 3. TAG  weiter zum 2. Tag  

       

Montag - der Tag der Überraschungen und schnellen Entscheidungen

     

Straße in Las Vegas

Urlaub ? Kennt der Körper nicht und so waren wir wie im Alltagsleben schon sehr früh (ca. 5 Uhr) wach. Die Zeit bis zum endgültigen Aufstehen haben wir uns mit Fernsehen vertrieben, wo wir bei 13 Sendern (+ 3 hoteleigene Promokanäle) sehr oft auf einem Las Vegas-Sender mit Lokalnachrichten, Clark County-Wetter und die Verkehrs-situation der "Innenstadt" hängen geblieben sind. Ab und zu berichtete man auch von Nachrichten in den USA (z.B. vom Schneesturm in New York mit Ausfällen auf allen drei Flughäfen) und man hat sogar die derzeitigen olympischen Winterpiele in Turin ganz kurz erwähnt. Besonders faszinierend für uns, daß eine Stadt wie Las Vegas (Stadt ca. 600.000 Einwohner, Region ca. 1,8 Mio) so viel Stoff bieten kann, um ganze Morgenberichterstattungen zu füllen - dies eben eines der großen Unterschiede zwischen Deutschland und den USA: die Größe und Dimensionen, sei es auch nur bei einer einzelnen Stadt mitten in der Wüste wie Las Vegas, welches immerhin zu den 30 größten Städten der USA zählt.

Nach der Tagesplanung und einer kleinen Idee unter der Dusche (s.u.) suchten wir zwecks morgendlicher Nahrungsaufnahme einen naheliegenden McDonalds auf ... wieder mal USA-untypisch zu Fuß, wobei wir sogar Fahrradfahrer gesehen haben (bestimmt auch Touristen, denn die Autos konnten mit solchen Störenfrieden auf der Straße gar nichts anfangen). Und wieder haben wir etwas dazugelernt: im Mutterland des Fast-Food gibt es beim goldenen "M" bis 11 Uhr ausschließlich nur ein recht umfangreiches Frühstücksprogramm (Egg McMuffin, Pancakes, McGriddle, ...), so daß eine Nugget-Bestellung von Carsten gnadenlos abgeschmettert worden ist - nicht wie bei uns, wo es bei McD das normale Burgerprogramm mit ein paar Zusätzen wie Egg McMuffin, Rührei und Croissant gibt. Auch die allseits bekannte Sache mit der Klage wegen zu heißem Kaffee können wir ab jetzt nachvollziehen, denn so lange hat Olga noch nie pusten und darauf warten müssen, einen richtigen Schluck Kaffee trinken zu können.

Nach einem Kurzeinkauf im benachbarten 7-Eleven, um auch mal im Hotelzimmer frühstücken zu können, fuhren wir zur Chapel, da noch ein paar Dinge und der Zeitplan mit den Leuten dort abgesprochen werden mußten. Hier nun auch zur Idee, die unter der Dusche geboren wurde: mal nachfragen, ob nicht doch noch eine Hochzeit an unserem Wunschtermin möglich wäre. Dazu muß der Nicht-Amerikaner wissen, daß der Valentinstag in den Staaten einen wesentlich höheren Stellenwert hat als bei uns in Deutschland, wo nicht nur Partner und Lebensgefährte in den Genuß eines Geschenkes kommt, sondern auch Bekannte, Freunde und Familienmitglieder. Ergo ist natürlich die Nachfrage nach Heiratsterminen - insbesondere im Hochzeitsmekka Las Vegas - besonders hoch, weshalb auch eine Bestellung über den Reisekatalog nicht möglich war. Und wieder war New York uns wohlgesonnen, denn ein Paar konnte aufgrund des Schneesturms nicht anreisen und es bot sich uns die einzigartige Möglichkeit doch noch einen Termin am 14.2., allerdings schon um 9 Uhr, zu bekommen. Hurra ! Die anschließenden Änderungen im Tages- und Urlaubsablauf nahmen wir natürlich gerne in Kauf und auch der Umstand, daß wir uns nun um die Heiratslizenz selbst kümmern müßten (ursprünglich war dieses mit in der Limousinenfahrt inklusive), war kein Hindernis.

    

Kurz zum allgemeinen Heiratsablauf für das bessere Verständnis und ggf. als Hilfe für alle, die es auch mal wagen wollen. Vor der eigentlichen Hochzeit muß man sich beim Marriage Licence Bureau eine Heiratslizenz besorgen und 55$ Cash auf den Tresen legen. Hierfür reicht die Vorlage eines Reisepasses, eines im Amt auszufüllenden Formulars und das Wissen (!) über den Zeitpunkt und Ort einer vorherigen Scheidung - sonst nix. Mit den ausgehändigten drei Dokumenten (Lizenz, Affidavit & vorausgefüllte Heiratsurkunde) läßt man sich dann in einer der unzähligen Chapels oder im Standesamt gleich nebenan trauen und erhält wieder ein

Die ausgefüllte HeiratsurkundeDie Apostille

bißchen Papierkram - u.a. die vollständig ausgefüllte Heiratsurkunde in hübschem Design. Ab hier erhielt man bislang immer den Rat Kontakt mit einer Frau Sigrid Sommer, Leiterin des Honorarkonsulates der BRD in Las Vegas, aufzunehmen, um den Rest bürokratischen Weges gehen zu können. Doch da dieses Konsulat im ersten Quartal 2006 aufgrund des Ruhestands besagter Frau Sommer geschlossen werden sollte, mußten wir schon selbst die weiteren Schritte zur Anerkennung unserer Heirat bewältigen. Hierzu geht man zum Clark County Government Center (eine Art Stadtverwaltung) und legt seinen bisherigen Schriftkram vor, um die amtliche Heiratsurkunde - der registrierte Trauschein der Chapel ist nur eine Urkunde für die Wand - und die Apostille zu beantragen. Hierbei gibt man gut lesbar seine Adresse in Deutschland an und nach der Zahlung von 30$ (erneut in bar) hat man das erledigt, was man in den USA erledigen kann bzw. muß. In ca. 5 Wochen sollten wir unsere amtlichen Unterlagen per Post zugeschickt bekommen und müssen dann mit dem Dresdner Standesamt den weiteren Bürokratenk(r)ampf durchstehen (z.B. Übersetzung, Anerkennung, etc.).

     

Zurück zu unserem Besuch in der Kapelle: nach einem superfreundlichen Schwatz mit der Leiterin der Chapel, einem etwas älteren Fahrer und dem Hausfotografen waren alle offenen Fragen geklärt und wir bekamen 55$ in die Hand gedrückt, um gleich zum Lizenzbüro fahren zu können und die Heiratslizenz zu besorgen - prophezeit wurden Wartezeiten von 2 Stunden, da morgen ja der bekannte Großkampftag in Sachen Liebe ansteht.

The VenetianRialtobrücke am VenetianTreasure Island

Aber da wir mit so etwas nicht gerechnet hatten und auch nicht generell die Reisepässe mit uns rumschleppten, war mal wieder eine Fahrt zum Hotel angesagt - allen Ernstes: die Strecke zwischen Hotel und Chapel würde Carsten wohl heute noch mit verbundenen Augen finden, so oft wie wir diese insgesamt gefahren sind !

Nach dem Hin und Her - das Marriage Licence Bureau liegt vom Hotel aus gesehen noch etwas weiter nördlich als die Wedding Chapel - und der Erkenntnis, daß man sogar in Las Vegas Parkuhren füttern muß (zum Parken in der Wüstenmetropole später mehr), stiefelten wir gegen frühen Mittag in das bankfilialenartig anmutende Office. Die Beamten dort (alle weiblich) und das Interieur waren schon absolut auf den bevorstehenden Valentinstag eingestimmt:

Wynn Las Vegas

Herzchenluftballons, Herzchenglitzerketten, schöne kitschige Aufkleber an den Glasschaltern und manche Kolleginnen hatten sogar einen Haarreif mit "Fühlern" und Herzchen am Ende - sie sahen aus wie Aliens vom Planeten Venus. Gleich am Eingang bekam man schon die Formulare zum Ausfüllen in die Hand gedrückt und dazu Anweisungen über die besten Möglichkeiten für das Anstellen in der einen Reihe und Bezahlen in der anderen - eben typisch amerikanisch freundlich. Olga hat sich dann mit den ausgefüllten Anträgen an der Bezahlschlange angestellt und bekam als "Belohnung" Herzchenstempel in den oberen rechten Ecken der Schriftstücke - es ist für uns immer noch ein Geheimnis, ob diese Stempelform alltäglich ist oder wir sie nur dem bevorstehenden Valentinstag zu verdanken hatten.

Typisch amerikanisch hieß es auch hier, daß man wartet bis man aufgerufen wird und nicht sofort an das nächste freigewordene Fenster stürzt. Die Beamtinnen hatten eine Engelsgeduld mit allen Antragstellern und waren nicht müde immer und immer wieder in Englisch zu erzählen, was die Leute nach der Heirat erledigen müssen (s.o.). Durch ungewolltes Zuhören von Gesprächen und Kiebitzen auf andere Antragsformulare und Reisepässe war allerdings klar, warum die Erklärungen so wichtig waren: USA, UK, Deutschland, Kanada, Irland und irgendwelche asiatische Staaten ... es war alles vertreten. Ein Schelm wer jetzt darüber nachdenkt, wie wohl unsere Schweizerin aus der ersttäglichen Imigration-Szene in dieser Umgebung immer nur blöd genickt hätte :o)

Als wir nach nur 40 Minuten an der Reihe waren, hatten wir wohl doch alles richtig gemacht, denn Pässe und die Anträge mit der Selbstauskunft reichten unserer asiatisch aussehenden Sachbearbeiterin völlig aus. Olga war obgleich dieser einfachen Abwicklung mal wieder sehr überrascht und erleichtert, denn Deutschland- und UdSSR-erprobt hatte sie doch mit dem Vorlegen von Scheidungspapiere o.ä. gerechnet. Nach insgesamt ca. 45 Minuten waren wir im Besitz aller notwendigen Unterlagen und bereit zum Heiraten - die gerade eintrudelnden Pärchen hatten aber bestimmt die prognostizierten 2 Stunden vor sich, denn als wir das Gebäude verließen, war die Schlange bereits mehr als doppelt so lang wie bei unserer Ankunft.

Nun konnte der restliche, am Morgen im Bett geplante, Tagesablauf in Angriff genommen werden - aber erst einmal wieder zurück ins Hotel, um die für uns so wichtigen Papiere in Sicherheit zu bringen und für den Besuch des Stratosphere Towers das Stativ für die Kamera mitzunehmen. Auf dem Weg entging Olgas Spürnase für Shopping und Bücher nicht der, in New York kennen und lieben gelernte, Megabuchladen "Barnes & Nobles" und natürlich konnte sie der Versuchung nicht widerstehen dort einmal ausgiebigst zu stöbern = 90 min. wühlen, anlesen, seufzen und letztendlich mit zwei Büchern das Mekka eines jeden Bücherwurmes verlassen. Nachdem wir im Hotel Unnötiges aus- und Nötiges eingeladen haben, wollten wir im Gift Shop nebenan per Internet wenigstens ein paar Leutchen den neuen Termin unserer Hochzeit bekannt geben, da bislang ja noch jeder den 15. im Kopf hatte. So hat Carsten die OLCA-Mitglieder mit einem Posting geupdatet und Olga dachte, daß eine Mail an die Firma als Briefing ausreichen würde - 30 min. Internet für 5$ ... und das im Land des WWW ?!?!

Ab hier meldete sich mal wieder der Hunger und so waren wir in einer bislang für uns unbekannten Fast-Food-Kette gelandet: "Carls JR - The Green Burrito". Olga war mit ihrem Salat überglücklich und Carsten fand, daß die Zwiebelringe eher "Panade mit einem Hauch von Zwiebel" genannt werden müßten, doch das übrige Essen hat dennoch gut und frisch geschmeckt.

Vegas-Schild mit Olga

Vegas-Schild mit CarstenStratosphere TowerEin normales Straßenschild ?

Frisch gestärkt statteten wir der Autovermietung einen Besuch ab, denn unser Wunderauto verbarg noch ein paar für uns unlösbare Geheimnisse - der Mann am Schalter hatte aber auch keine Antworten parat. So fanden wir erst Tage später durch einen Zufall heraus wie man mit der Fernbedienung nicht nur die Tür des Fahrers öffnen kann, sondern auch die übrigen Türen entriegelt, ohne immer extra den in der Fahrertür angebrachten Universalöffner zu drücken. Vor dort ging es dann Richtung Strip, um am berühmten "Welcome to Fabulous Las Vegas Nevada"-

Olga unter Palmen

Schild typische Touristenfotos zu machen und dann Richtung Norden bis zum höchsten Gebäude von Las Vegas - mit 350 Metern bietet der Stratosphere Tower ("The Needle") insbesondere bei Nacht einen atemberaubenden Blick wahlweise vom Indoor Observation Deck im 108. oder vom Outdoor Observation Deck im 109. Stockwerk. Dort wollten wir die nächsten Stunden verbringen, um Las Vegas im Hellen, bei Sonnenuntergang und natürlich im Dunklen zu bestaunen bzw. zu fotografieren.
    
1 von 3 Thrill-Rides auf dem Tower

Glück gehabt, parken konnten wir kostenfrei in direkter Nähe des Fernsehturms und Pech gehabt, denn das Stativ ließ der Sicherheitsbeamte nicht zu - dafür aber Coladosen, die bestimmt bessere Wurfgeschosse abgegeben hätten ... wo ist da die Logik ? Egal, die Aussicht entschädigte für alles und so vergingen die fast 3 Stunden wie im Fluge an dem Ort, wo die höchste Achterbahn der Welt in 280 Metern mit 55 km/h ihre Runden dreht, der "Big Shot" Free-Fall-Ride in 340 Metern die Passagiere in 2,5 Sekunden senkrecht 50 m in die Höhe schnellen und der "X Scream" in 270 Metern Höhe die Fahrgäste über den Rand des Turms hängen läßt. Außerdem hat man zum erstem Mal so richtig den Überblick was Las Vegas eigentlich ist - wie New York / Manhattan verbindet man nämlich immer nur einen kleinen Teil mit der gesamten Stadt und der Strip ist nur eine einzige große

Olgas Blick nach oben

Das große Einschalten der Lichter von Las Vegas

Das große Einschalten der Lichter von Las VegasDas große Einschalten der Lichter von Las VegasDas große Einschalten der Lichter von Las Vegas

Straße, drum herum ist eigentlich noch viel mehr. Die Stadt liegt wie in einem zugeschütteten Vulkankrater umringt von einem Wall aus hohen Bergen (1200 m und mehr) auf einem riesigen Plateau von ca. 50x50 km.

So bergig das Umfeld, so plan die Stadtfläche selbst (1.290,6 km²), Hochhäuser sind nur in der Mitte am Strip selbst oder in der Nähe und die restliche Stadtfläche (Suburb-Siedlungen) wird von schachbrettartigen Straßen durchzogen - ebenfalls typisch für amerikanische Großstädte. Natürlich bleibt der Blick meist am superhell erleuchteten Strip und den dortigen Hotels kleben, wie auch die Ausbeute der Nachtaufnahmen mit Digitalkamera und einer altem Analogfotoapparat mit Fernauslöser gezeigt haben. Den "Gegenpol" zur Stratoshere am Nordende des Strips bildet wohl der gigantische, senkrechte Scheinwerfer der Pyramidenspitze des Luxor am südlichen Ende. Ebenfalls überwältigend die Frequenz der startenden und landenden Flugzeuge am einzigen Flughafen der Stadt (wesentlich kleiner als Frankfurt), wo z.T. 2 bis 3 Positionslichter von fliegenden Maschinen gleichzeitig auf den Fotos zu sehen sind.

Sogar unsere Chapel ist zu sehen

Abseits des Strips

Der Strip bei NachtDer Mond über den BergenDer Mond über den Bergen

Aber auch von so einer Aussicht muß man sich mal trennen und als krönenden Abschluß des Tages haben wir uns ein Bad im beheizten Whirl-Pool genau vor unserem Hotelzimmer gegönnt, wo wir mit zwei Amerikanerinnen (Mutter und Tochter) aus San Francisco das warme sprudelnde Wasser geteilt und mit ihnen geschwatzt haben - diese Tochter gab auch die Antwort "Sex" auf die Frage, welche zwei Dinge unweigerlich mit Las Vegas in Verbindung gebracht werden: Spielen & ... ?

Einen haben wir noch: Carsten wollte ernsthaft nur mit Schlips vor den Traualtar ziehen und hatte sich eigens hierfür noch zuhause eine Anleitung des "halben Windsor-Krawattenknotens" aus dem Internet ausgedruckt. Erste Versuche nahmen am Tag vor der Abreise fast 2 Stunden in Anspruch bis Länge, Sitz und Knoten dem entsprach, was man sich unter einer richtig gebundenen Krawatte vorstellt. Diese Vorarbeit schien sich aber auszuzahlen, da er nach dem Bad im Pool direkt beim zweiten Versuch der bereits eindösenden Olga einen perfekten Knoten präsentieren konnte. Der liebe Gott hat eben Erbarmen mit müden Frauen :o)

     

  zurück zur Einleitung  ZURÜCK ZUM 1. TAG

WEITER ZUM 3. TAG  weiter zum 2. Tag